Lernwerkstatt: Eintauchen ins kindliche Experimentieren im „INspirationsreich“
Ins kindliche Forschen und Fühlen einzutauchen – dazu animiert eine Lernwerkstatt die Studierenden und Lehrer an der Fachakademie. Den Raum haben Studierende in einem Gemeinschaftsprojekt liebevoll gestaltet.
Die hohen Regale mit den großen transparenten Boxen ziehen die Blicke beim Betreten der Lernwerkstatt sofort auf sich. Schon in diesem Moment wird klar, warum die Studierenden diesen Raum ihr „INspirationsreich“ nennen: Hier warten sauber sortiert und gestapelt Deckel, Eierschachteln, Mosaiksteine, knallgelbe Plastikhülsen, Milchkartons, Papprollen und viele andere Materialien auf ihren Einsatz, die so selbstverständlich zum Alltag gehören, dass sie normalerweise kaum Beachtung finden.
„Eine Lernwerkstatt funktioniert über das Material – bedeutungsoffenes Material in großen Mengen“, erklärt Tanja Krippner, Fachlehrerin und Initiatorin der Lernwerkstatt. „Die Studierenden machen über die Arbeit mit einem Material Erfahrungen, lassen sich begeistern, tauchen ein ins Experimentieren.“
Nach dem Experimentieren zieht die Gruppe gemeinsam Bilanz und hält an Tafeln und selbstgebauten Rahmen, sogenannten „sprechenden Wänden“, in Worten und Bildern folgendes fest: Welche Erfahrungen haben wir gemacht und wie können diese in unsere Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einfließen?
Zur Einrichtung der neuen Institution in der Fachakademie war erst einmal Teamarbeit gefragt: Ein passender Raum musste zur Verfügung gestellt und vorbereitet, dann Material beschafft werden.
Die Studierenden zeigten sich äußerst engagiert und kreativ. Sogar ausgediente Kinosessel wurden aufgepolstert und eine alte Kabelrolle zum Tisch umgebaut. So ist im hinteren Bereich der Lernwerkstatt ein wertvoller Rückzugsort entstanden.
Pädagogische Wurzeln der Lernwerkstatt
In der Lernwerkstatt geht es um das Kind, den Lerngegenstand und die pädagogische Fachkraft. Das Lernen erfolgt in einer vorbereiteten Umgebung, in der die Multifunktionalität (das Forschen und Entdecken) im Vordergrund steht, d.h. Material und Raum sind daher vielfältig nutzbar. Kinder „lernen Lernen“ eigenständig, in individuellen und gemeinschaftlichen Prozessen und mit Alltagsmaterialien (besser: mit unterschiedlichsten Materialien). Dies alles sollte in Ko-Konstruktion geschehen, also in der Zusammenarbeit sowohl zwischen Kinder und Kinder als auch zwischen pädagogischer Fachkraft und Kinder. Die Kinder erfahren in der Lernwerkstattarbeit ein hohes Maß an Teilhabe (Partizipation).
Eine pädagogische Grundlage der Lernwerkstattarbeit ist die von Loris Malaguzzi begründete Reggio-Pädagogik. Die Reggio-Pädagogik, die ihre Anfänge 1945 in Norditalien hatte, sieht das Kind als Forscher und Entdecker. Kinder haben Rechte, jedes Kind ist einzigartig und soll sich individuell anhand seiner 100 Sprachen, wie es Malaguzzi bezeichnete, entfalten. Dazu brauchen Kinder nach diesem Konzept u.a. aufmerksame Erwachsene, Zeit für eigene Erfahrungen, Zeit zum Forschen, Anlässe zum Staunen, Emotionen und bedeutungsoffenes Material. Fragen der Kinder werden aufgegriffen, dazu Projekte gestaltet und von den Erziehern*innen dokumentiert. Der Raum und das Material tragen neben dem Kind selbst und den pädagogischen Betreuungskräften einen sehr entscheidenden Teil zum Lernen bei.